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Rennberichte

 
Raid-Provence-Extreme, Saint Rémy de Provence, Frankreich, 3.-4. Juni 2006
 
Facts: 594km, 10'500Hm, 4. Rang in 25:20h, www.velo-concept.com
 

Das war nun aber gar kein leichter Einstieg in die Rennsaison. Diese Rennstrecke war schlicht und einfach hammerhart und dazu kam noch ein starker Mistral der uns ständig um die Ohren blies. Aber alles der Reihe nach.

Am Freitag Morgen fuhr ich zusammen mit meinem Betreuerteam, bestehend aus Armin, Dirk und meiner lieben Frau, los Richtung Südfrankreich. Am frühen Nachmittag fuhren wir in Avignon ab der Autobahn. Ich zog meine Radlerklamotten an und fuhr noch die letzten Kilometer bis zum Hotel auf dem Velo. So konnte ich nach der langen Autofahrt noch ein wenig die Beine bewegen, die letzten Kilometer der Rennstrecke besichtigen und erste Bekanntschaft mit dem heftig blasenden Mistral machen. Also wir haben ja auch immer etwas Wind bei uns zu Hause, aber gegen diesen Mistral ist das alles Pippifax. Das war manchmal gar nicht so einfach sich auf dem Rad zu halten, wenn so eine heftige Böe von der Seite kommt.

Am Samstag um 8:30 Uhr wäre der gemeinsame Start aller Fahrer. Zusammen würde man die ersten 50km nach Bédoin fahren. Dort ist der definitive Start. Aufgrund des extrem starken Windes beschloss die Rennleitung, dass wir alle in den Begleitfahrzeugen fahren und erst ca. 12km vor Bédoin zusammen mit den Velos losfahren. Und so fiel dann um 11:15 Uhr nach 12km gemütlichem Einrollen der definitive Start. Nach Bédoin stellte sich gleich mal das erste Hindernis in den Weg. Der berühmt berüchtigte Mont Ventoux war zu bezwingen. Gleich zu Beginn also mehr als 1'500Hm. Unglaublich, wieviele Radfahrer da unterwegs sind und auf diesen Berg wollen. Von den Schnellstartern liess ich mich nicht verleiten und fuhr erstmal meinen Rhythmus hoch. Nach 1:30h war ich auch auf dem Gipfel in der Steinwüste angekommen. Unglaublich dieses Panorama. Windjacke anziehen und ab in die rasante Abfahrt nach Malaucene. Wouwww.... war die schnell. Ganz nach meinem Geschmack.
Von nun an hatte ich keine Ahnung mehr, was mich erwartet. Zusammen mit Armin habe ich die Strecke letzte Woche mal auf der Karte eingezeichnet. Aber auf der Karte sieht halt alles ganz flach aus. Dass es auf den Mont Ventoux ansteigt, war mir klar, aber die weitere Strecke konnte ich mir nicht gross ausmalen. Naja, es kommt wie's kommen muss.... Nach und nach konnte ich auch immer mehr von den Schnellstartern überholen.

Armin und Dirk versuchten mich so gut es ging durch die Provence zu navigieren. Leider war die Kommunikation nicht ganz einfach. Die Funkgeräte, die wir dafür von zu Hause mitgenommen haben, fanden den Weg vom Hotelzimmer zum Auto irgendwie nicht. So mussten wir nun halt ohne auskommen. Aber auch so war das natürlich machbar.

Wir durchfuhren die schönsten Gegenden, bergauf, bergab, immer wieder. Aber die Landschaft war so herrlich, die Zeit verging im Fluge. Ganz am östlichen Ende unserer Runde, im Grand Canyon du Verdon, stauten sich langsam gaaaanz dunkle Wolken am Himmel. Eigentlich rechnete ich schon damit, dass es bald mal einen Gewitterregen geben würde. Doch dem war nicht so. Das schöne trockene Wetter blieb uns treu.

In der Zwischenzeit hatten wir auch schon einige Kontrollposten hinter uns. Dort tummelte ich mich immer so um den 5. Rang. So genau habe ich mir diese Listen aber auch gar nicht angesehen. Die Rangierung spielte für mich an diesem Rennen nun wirklich nur eine untergeordnete Rolle. Das Ziel war ganz klar einen guten Formtest zu absolvieren. Aber natürlich ist es auch schön, am Schluss so weit vorne rangiert zu sein.

Langsam brach die Nacht über uns herein. Eigentlich fahre ich ja ganz gerne in der Dunkelheit. Nur leider kann man dabei natürlich nicht sehr viel von der schönen Landschaft erblicken. Und in diesem Falle haben wir dabei wirklich was verpasst. Aber naja, das Rennen geht weiter. Ein harter Brocken steht noch vor uns. Das war der Montagne de Lure. Nochmals über 1'500Hm am Stück. Und immerhin mit schon rund 400km in den Beinen geht das auch nicht mehr ganz so locker wie zu Beginn. Unser Timing war jedoch perfekt. Bis ich auf dem Gipfel angekommen bin, wurde es auch schon langsam wieder hell. Das war sehr gut so. Gemäss der Rennleitung sei die Abfahrt sehr schwierig zu fahren und bei Dunkelheit sicher nicht einfacher. Zu Beginn der 23km langen Abfahrt war es in den Wäldern noch etwas dunkel. Aber doch gerade genug hell, so dass ich runterdonnern konnte und nicht auf das Licht des Begleitfahrzeuges angewiesen war. War das wieder eine herrliche Abfahrt. Superschnelle Kurven. Immer gerade genug übersichtlich, dass man nicht Bremsen musste. Nur die Strasse war leider in einem nicht allzu guten Zustand. Somit konnte ich mich auf dieser langen Abfahrt auch nicht sehr gut erholen. Hinzu kam die morgendliche Kälte. Auf dem Gipfel zeigte meine Uhr -1° an. Und die Uhr trug ich am Handgelenk, wo sie also noch etwas Körperwärme abbekommt. Es dürfte also definitiv Ar***kalt gewesen sein. Aber so gut eingepackt wie ich war kam ich dann glücklicherweise nicht ganz als Eiszapfen im Tal an.

Im Tal angekommen ging es dann auch sogleich wieder in den nächsten Anstieg. Es standen noch einige kleinere Anstiege an, bevor es dann zum Schluss nochmals auf den Mont Ventoux ging. Diesmal aber nicht von der Südseite wie zu Beginn des Rennens, sondern von der östlichen Seite. Vor diesem letzten grossen Anstieg war nochmals ein Kontrollposten, wo ich wiederum meine Druchfahrt quittieren musste. Und dort haben wir so ganz nebenbei auch erfahren, dass wir den Mont Ventoux nicht mehr fahren müssen. Die Gründe waren mir nicht ganz klar. Der Wind war nicht stärker als am Samstag, was ja auch kaum möglich war. Aber vermutlich lagen wir wegen den erschwerten Bedingungen durch den starken Wind einfach zu weit hinter der Marschtabelle und sie wollten das Ganze nicht noch weiter in die Länge ziehen. Ich wusste jetzt nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht. Eigentlich habe ich mich ja mental darauf vorbereitet nochmals auf den Ventoux zu fahren. Nun durften wir aber ca. 400Hm vor dem Gipfel beim Chalet links abbiegen und wieder hinunter nach Bédoin rasen. Der Anstieg fiel mir relativ leicht. Es tut auch mir gut, wenn man nach bald 500 gefahrenen Kilometern noch so massenweise andere Radfahrer am Anstieg überholen kann. Die rasante Abfahrt nach Bédoin vermochte dann den erneuten Ausblick vom Ventoux zu entschädigen.

Die letzten 50km von Bédoin ins Ziel nach Saint-Rémy waren dann aber nochmals hammerhart. Mehrheitlich flach, aber auf den schlechten Strassen und teilweise Seiten- oder Gegenwind forderten sie nochmals das letzten. Hinzu kam noch eine Umleitung rund 10km vor dem Ziel. Anstatt die letzten 10km im Rückenwind zurückzufahren musste ich aufgrund eines Dorffestes umkehren und einen Umweg von rund 10km fahren und dies dann teilweise auch wieder mit heftigem Seitenwind. Das knackste dann aber ganz ordentlich an der Moral.

Nach 25:20h sind wir dann endlich im Ziel in Saint-Rémy angekommen als Gesamtvierter oder Zweiter in meiner Kategorie. Eigentlich ganz gut, schliesslich waren ja doch 35 Fahrer am Start. Auch mit dem übrigen Verlauf des Rennens bin ich mehr als zufrieden. Natürlich ging es nicht immer ganz locker. In der Nacht am Anstieg zum Montagne de Lure musste ich schon ab und zu arg auf die Zähne beissen. Aber das ist ja völlig normal. Dennoch ist die grosse Krise ausgeblieben. Einen grossen Teil haben aber mit Sicherheit meine Betreuer dazu beigetragen. Die haben mich die Ganze Zeit so durchgefüttert, dass mein Energiepegel nie gross abfiel. Vielen Dank, ihr habt eine super Arbeit gemacht.

Natürlich hat es in dieser wunderschönen Gegend auch einige ganz schöne Bilder gegeben. Diese findet ihr hier --> Bildergalerie

 

Hier anklicken, und Du siehst, wo ich gerade mit dem Rad unterwegs bin.

Vielen Dank an meine Sponsoren und Partner